Freitag, 6. Februar 2015

Was ist "Elite: Dangerous" ?

Man mag sich vielleicht fragen, was ich hier in letzter Zeit eigentlich für seltsame Raumschiffe vorstelle. Ich bin Mitte Dezember über ein Spiel gestolpert, das mich seit dem nicht mehr los lässt; Elite: Dangerous, welches ich im Folgenden vorstellen möchte:

Blick aus dem Cockpit meiner Lakon Type 7. Hinter dem Planeten strahlt Gliese 868.



Hintergrund: Das erste Elite erschien 1984 und bot für ein Computerspiel aus dieser Zeit schon enorme Freiheiten. Da ich damals allerdings zwei Jahre alt war, habe ich später zwar immer mal wieder davon gehört, es jedoch nie gespielt. Es folgten noch einige andere Spiele, bevor die Elite-Reihe, und mit ihr fast das ganze Genre, in ein Dornröschenschlaf fiel.
Der Kopf hinter Elite war ein Mann namens David Braben, der vor gut zwei Jahren eine Kickstarter-Kampagne eröffnete und mit knapp 1,6 Millionen Britischen Pfund erfolgreich beendete. Keine zwei Jahre später erschien Elite: Dangerous im Dezember 2014.

Das Ur-Elite. Bild von Kickstarter.com
Spielwelt: Das Spiel bietet den Spielern eine offene Galaxie nach dem Vorbild der Milchstraße. Die Galaxie im Spiel umfasst 400.000.000.000 (vierhundert Milliarden) Sonnensysteme. Jedes davon mit seinen eigenen Planeten. Circa 160.000 Sonnensysteme wurden nach realen Vorbildern, mit Hilfe von Daten der NASA und ESA, gestaltet. Der Rest dieser unglaublich hohen Anzahl wird von einem Algorithmus berechnet.



Man hat bei jedem Start des Spiels die Wahl zwischen drei Modi. Solo, Gruppe oder offen. Im Solo-Modus ist man logischerweise der einzige echte Spieler in der Milchstraße, die ansonsten von NPC (non-player-characters / Computerspieler) bevölkert ist. Im Gruppenmodus trifft man ausschließlich Spieler an, mit denen man eine Gruppe gegründet hat und im offenen Modus sind alle Spieler unterwegs, die sich hierfür entschieden haben.
Die Modi sind eng miteinander verbunden. Zurzeit hat man nur die Möglichkeit eine Karriere/Charakter zu spielen. Mit diesem kann man jedoch beliebig zwischen den drei Spielmodi wechseln. Hat man gerade keine Lust auf echte Spieler zu treffen, spielt man solo. Überlegt man sich spontan, dass es vielleicht doch spannender wäre auf andere Leute zu stoßen, wechselt man über das Hauptmenü einfach in den offenen Spielmodus.
Deshalb gibt es auch keinen reinen offline Modus. Egal in welchem der Modi die Spieler spielen, sie beeinflussen mit ihrem Verhalten immer die Geschehnisse in der ganzen Galaxie. Farmt ein Händler im Solomodus eine bestimmte Handelsstrecke leer, wirkt sich dass auch auf die offene Galaxie aus und umgekehrt.
Damit man sich in einer solch riesigen Galaxie auch tatsächlich mal trifft, starten alle Spieler in einem Bereich weniger hundert Lichtjahre, was trotzdem enorm groß ist.

Spielgeschehen: Ja.. In dieses wird man ins kalte All geworfen. Es gibt zwar einige wenige Tutorial-Missionen, die jedoch wirklich auf die absoluten fliegerischen Grundlagen beschränkt und auch dabei noch sehr rudimentär sind. Es wird einem zum Beispiel gesagt, dass man zum Andocken an eine Station eine Landeerlaubnis einholen muss. Aber wie man das macht, darf man selber herausfinden. So etwas wird Gelegenheitsspieler schon gleich zu Beginn abschrecken. Was allerdings vielleicht auch nicht ganz so schlecht ist, wie man vermuten könnte. Wobei ich betonen muss, dass ich mit "Gelegenheitsspieler" in diesem ganzen Artikel nicht Leute meine, die teilweise nur Abends ein paar Stündchen zum spielen haben, sondern eher solche, die relativ kurzweilige Spiele zocken.
Denn das weitere "Spiel" ist eigentlich eher eine Simulation. Es gibt zwar eine dünne Hintergrundgeschichte in Form von Textnachrichten, dass war es dann aber auch schon an rotem Faden. Wobei man auch deutlich dazu sagen muss, dass Frontier Developments mit Elite: Dangerous keinen zwanghaften Triple A Titel auf den Markt werfen wollte, welcher den Spieler an die Hand nimmt und durch eine Schlauchlevel-Story führt. Es ist eher eine Hommage an Fans des alten Elite und an Weltraumenthusiasten. Und das ist gut so!
Zu Beginn sitzt man in einem kleinen Schiff mit einem geringen Startkapital. Naja, sitzen bleibt man auch immer. Außerhalb seines Schiffes oder seiner Schiffe bewegt man sich nicht. Was tatsächlich auch nicht weiter schlimm ist. Schließlich wollten die Entwickler gar kein Star Citizen (mit einem Startkapital von aktuell 65 Millionen Dollar, jedoch auch nur von Fans gesammelt) nachbauen. Aber dann liegt einem wortwörtlich die ganze Galaxie zu Füßen. Ob man nun Missionen gegen Bezahlung fliegt, Asteroiden abbaut, als Händler seine Bahnen zieht, in die schier unendlichen Weiten der Galaxis auf Entdeckungstour geht, Bösewichte aus dem Cockpit pustet oder selbst als Pirat andere Spieler überfällt. Alle Wege werden mehr oder weniger gut mit der Spielwährung Credits entlohnt. Die unterschiedlichen Laufbahnen erfordern zwar entsprechendes Equipment für das eigene Schiff, welches aber nicht für alle Ewigkeit eingebaut wird. Ist man es zum Beispiel leid seinen Abbaulaser nur gegen Asteroiden zu richten, verkauft man seine Mineur-Ausrüstung (ohne Verlust) und legt sich ein paar gescheite Wummen zu.

pew pew pew
Damit kann man in den Dogfights (Weltraumkämpfe Schiff gegen Schiff) richtig Spaß haben. Diese sind wirklich schön inszeniert und atmosphärisch ein Highlight. Aber nicht nur großkalibrige Waffen sind wichtig im Kampf, sondern auch das eigene fliegerische Geschick. Standardmäßig fliegen sich die Pötte wie ein Flugzeug, was an der automatischen Flugkontrolle liegt. Hat man etwas Erfahrung in den Auseinandersetzungen gesammelt, lässt sich eben jene Flugkontrolle per Tastendruck temporär deaktivieren und man ist imstande jegliche Manöver durchzuführen, die der Raum ohne Gravitation zulässt. Steuern lässt sich der Flieger schon per Maus und Tastatur, was ich jedoch nie ausprobiert habe. Ich habe noch einen alten Microsoft SideWinder Precision 2 Joystick mit integrierter Schubkontrolle, welcher sich hervorragend für Elite: Dangerous eignet. An dieser Stelle muss ich auch mal mein Unverständnis über die Einstellung der Produktion von Microsoft Joysticks äußern: Das Ding ist gut und gerne 15 Jahre alt, gehört eigentlich einem Kumpel von mir, der damit früher in einem professionellem Clan Battlefield 1942 u.a. als Pilot gespielt hat, und der Joystick reagiert auf Eingaben wie am ersten Tag. Es ist nix ausgeleiert, in der Kalibrierung ruht das Fadenkreuz wie ein Stein am Grund eines Sees und trotzdem reagiert der Joystick auf die feinsten Bewegungen. Mit Sicherheit eines der besten Microsoft Hardwareprodukte die es jemals gab. Aber zurück zum Thema: Profis schwören natürlich auf ein HOTAS System. Also einem Joystick mit getrennter Schubregelung.

Einer meiner ersten PvP-Kämpfe, aus der Sicht meines Kontrahenten. Der Kampf war abgesprochen und nicht besonders ruhmreich für mich.

Das Ziel ist für den Großteil der Spieler sicher eine bessere Ausrüstung und größere Schiffe. Dass dieses Ziel auch nicht übermäßig schnell erreicht wird, macht vielleicht folgendes Beispiel deutlich: Das Startschiff, welches man umsonst bekommt, kostet 32.000 Cr. Danach gibt es einige weitere Schiffe, wobei für Viele die Cobra MK III das nächste Zwischenziel ist, mit einem Anschaffungspreis von knapp 380.000 Cr. Für die ersten Missionen und überhaupt möglichen Handelsrouten bekommt man so im Schnitt eine Entlohnung im unteren vierstelligen Bereich. So ist der Weg zur Cobra relativ mühselig, aber letztlich auch ein gutes Lehrgeld. Wenn man nun aber bedenkt, dass man in eine Cobra locker flockig Ausrüstung für 8.000.000 Cr. stecken kann, werden einem die Dimensionen vielleicht etwas deutlicher. Natürlich gibt es Handelsschiffe, die einem mit ihrem großen Frachtraum das Credit verdienen etwas erleichtern. Aber das Vorhaben ein größeres Schiff zu kaufen bleibt keine Sache von Stunden, sondern von Tagen, Wochen und Monaten! Das derzeit teuerste Schiff, die Anaconda, kostet im übrigen knapp 147.000.000 Cr. Und dafür bekommt letztlich auch "nur" das Grundgerüst mit den günstigsten Komponenten. Langfristige Ziele kann man sich in Elite: Dangerous also gut setzen.

Ausblick: Langfristig trifft auch auf die Entwicklung des Spiels zu. Frontier Developments hat mit Elite Dangerous noch einiges vor. Zwar ist es schon offiziell erschienen. Aber noch lange nicht fertig. Dies kling zunächst schlechter als es eigentlich ist. Zunächst muss man im Hinterkopf haben, dass der Entwickler kein Multimillionen-Dollar-Konzern ist. Selbigen könnte man so eine Releaseversion fast um die Ohren hauen. Zum anderen betrifft das "Unfertige" in erster Linie weniger das Vorhandensein von Bugs als eher den spielerischen Inhalt. Aktuell läuft gerade die Beta für das erste große Update auf die Version 1.1. Neben einigen kosmetischen Verbesserungen werden in ein oder zwei Wochen "Community-Goals" eingeführt. Also Ziele, die nur viele Spieler gemeinsam erreichen können, die dann mit unterschiedlichen Boni belohnt werden. Auf der weiteren Agenda zukünftiger Updates steht eine Verbesserung des gemeinsamen Spiels im offenen Universum, wie zum Beispiel die Bildung von "Wings"; Kampfgeschwader mit denen man gemeinsam die Systeme unsicher machen kann. Oder sicherer. Fernziel ist auch die Landung auf Planeten. Weitere Details gibt es auf der Homepage von Elite: Dangerous.

Im Landeanflug innerhalb einer Coriolis-Raumstation. Man achte auf den Namen des anvisierten CMDRs.

Technik: Hätte mir vorher jemand gesagt, er plane ein Spiel mit 400 Milliarden Sternensystemen.... Ich hätte geantwortet: "Ja das wäre cool, wenn es mal Quantencomputer gibt." Die irrwitzige Größe der bereisbaren Galaxie lässt einen wirklich staunen. Und dass das Ganze auch noch in gut 5 GB passt, noch mehr. Dabei sieht Elite richtig gut aus. Das All mit den entfernt leuchtenden Sternen (die alle zu erreichen sind), die leuchtenden Nebel (die ebenfalls zu erreichen sind), die lodernden Sonnen vielzähliger Sternentypen, die Planeten mit unterschiedlichsten Vertretern (auf erdähnlichen Planeten erkennt man Kontinente, Meere, Wolken und bald auch Lichter auf der Nachtseite. Sofern der Planet von Menschen bewohnt ist.), die Raumstationen und auch das eigene Cockpit. Zumal das Spiel sogar auf etwas älteren Rechner sehr gut läuft. Auf meinem i5 2500k und einer GeForce 560Ti habe ich bei maximalen Details in den Raumstationen ~30 fps und im freien All immer 60+ fps.
Auch der Ton vermag zu überzeugen. Die Effekte sind satt und tragen enorm zur tollen Atmosphäre bei, untermalt von passender "Space-Musik" im Hintergrund. Wenn man bei einem 5.1 System von einer Station abdockt, die Düsen anwirft und der Bass enorm brummelt, dann durch den Ausgang der Station fliegt, den Nachbrenner anwirft und die Triebwerke von der Rückwand des Wohnzimmers dröhnen, hört und fühlt sich das Spielerlebnis schon wirklich grandios an.

Sogar wenn man ganz nah an einen Asteroiden heran fliegt, können sich die Texturen sehen lassen. 

Kaufempfehlung? Ganz klares Jein. Für Weltraumenthusiasten im Allgemeinen und Fans von richtigen "Space-Sims" im Speziellen: Ja! Für den Simulations-Muffel, der schnell ins Spiel einsteigen will und direkte Action erleben möchte: Nein!
Wenn ich ein neues Spiel richtig gut finde und viel Zeit damit verbringe, laber ich meine Freunde normalerweise so lange dicht, bis sich zumindest einer davon ebenfalls das Spiel kauft. Im Falle von Elite: Dangerous mache ich dies tatsächlich nicht. Und zwar nicht, weil ich das Spiel nicht gut finden würde, sondern weil ich weiß, dass keiner von denen so Weltraum-begeistert ist wie ich.

Und für mich ist Elite: Dangerous richtig gut!

PS: Was nicht zuletzt an der großartigen Community liegt. Auf elitedangerous.de findet man ein tolles Forum mit sehr aktiven Nutzern, die sehr hilfsbereit und kommunikativ sind. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich dort mit knapp über 30 Jahren zu den Jungspunden gehöre. Viele Nutzer feiern das Spiel regelrecht, was man z.B. an dem Blog von CMDR Psychofish stilvoll erkennen kann.

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