Sonntag, 25. Februar 2018

Die erste Reise III - Erkundertagebuch, 23. Februar 3304

Für heute hatte ich mir eigentlich Viel vorgenommen. Ich will eine ordentliche Strecke zurücklegen, denn meinem selbst gesteckten Zeitplan hinke ich etwas her.
Zunächst möchte ich mir aber gerne noch den bekannten Pferdekopfnebel aus der Nähe anschauen. Die darauf folgenden Lichtjahre werde ich vermutlich erstmal keine Nebel mehr auf meiner Route haben.
Schon fast routinemäßig öffne ich die Galaxiekarte um den Bordcomputer mit Daten zu füttern, damit dieser mir eine Route errechnen kann. Ich verschlucke mich fast an meinem Fujin Tee, als ich bemerke, dass das angepeilte System gesperrt ist. Gesperrt? Hier draußen? Ich kann mir keinen Reim darauf machen und schaue nach Ausweichsystemen in der Nähe. Aber auch hier. System gesperrt. Sämtliche Sternensysteme in der Nähe des Pferdekopfnebels erfordern eine "unbekannte Erlaubnis", die ich natürlich nicht besitze.

Im großen Bogen um den Pferdekopfnebel herum.



Es dauert eine ganze Weile, bis ich mit HD 37397 ein System finde, das nicht zu weit vom Pferdekopfnebel entfernt ist und auch frei zugänglich ist. Der Bordcomputer muss ganz schön rechnen. Als die Route fest steht, weiß ich auch warum. Ich muss einen großen Bogen um den Nebel fliegen um mein Ziel überhaupt zu erreichen. Ich habe die leise Vermutung, dass die die "Xeno Research Group" etwas damit zu tun haben könnte. Aber es bleibt bei einer Vermutung. Schließlich möchte ich weiter, richte das Schiff aus und lasse den Frameshift-Antrieb aufladen.

Eine Wasserwelt? Ein erdähnlicher Planet? Seine Größe spricht gegen diese erste Vermutung.

Unterwegs entdecke ich einen Planeten, der zunächst wie eine Wasserwelt aussieht. Aber seine Größe, im Vergleich zu seinem Gestirn, lässt vermuten, dass dies eigentlich nicht möglich ist. Ich entschließe mich, diesen Kandidaten näher unter die Lupe zu nehmen.
Schnell wird klar, dass es sich tatsächlich "nur" um einen Gasriesen der Klasse I handelt. Ich genieße kurz die Aussicht und lasse das System hinter mir.

Dies ist keine Wasserwelt.

Im System HD 37397 angekommen, erwartet mich ein blauer Riese. Ich starte schon den Schub im Supercruise, damit ich mich vom gleißenden Licht des Sterns entfernen kann, als ich doch noch schnell den Systemscan durchlaufen lasse. Ich finde nur zwei weitere Objekte im System und öffne gewohnheitsmäßig die Systemkarte als mir die Kinnlade herunterklappt. Zwischen den beiden blauen Riesen befindet sich ein schwarzes Loch! Zwar habe ich im System Maia schon mal einen Touristen zu dem dortigen schwarzen Loch geflogen, aber dass ich so unerwartet einen weiteren Vertreter finde, überrascht mich doch. Ich umkreise den Stern, damit ich mein Schiff auf das schwarze Loch ausrichten kann. Als der Detail-Oberflächenscan durchgelaufen ist, versuche ich die visuellen Verzerrungen, hervorgerufen durch die starke Krümmung in der Raumzeit, zu erkennen.

Schwarzes Loch in der Mitte.
Aber ich kann keine sonderbaren Verzerrungen erkennen. Ich überprüfe die Anzeigen auf meiner Cockpit-Scheibe. Ich klopfe sogar dagegen. Das schwarze Loch ist als Ziel markiert. Aber ich erkenne nichts außergewöhnliches. Was ist da los? Ich entließe mich dem Ganzen auf den Grund zu gehen und verlasse den Supercruise in einer Entfernung von einigen hundert Kilometern zu diesem merkwürdigen Objekt.

Ist da etwas? Oder nicht?

Ganz leicht deutet sich eine sphärische Verzerrung an. Sie ist aber kaum zu erkennen. Ich prüfe die Daten. Ich Idiot! Wieso habe ich das nicht früher getan. Dieses schwarze Loch besitzt nur 2,8 Sonnenmassen! Ich wusste nicht, dass so kleine schwarze Löcher überhaupt existieren. Sein Sonnenradius wird im Bordcomputer mit 0,0000 angegeben. Dieses Mini-Exemplar von schwarzem Loch ist so klein, dass sogar der Computer nicht für eine korrekte Erfassung ausgelegt ist. Ich vergleiche die Werte mit Funden aus der Vergangenheit. Eine uralte Meldung berichtet von einem schwarzen Loch mit 3,8 Sonnenmassen, welche sich auf einen Punkt mit einem Durchmesser von nur 24 Kilometern konzentrieren. Ich überschlage die Werte kurz im Kopf... Das schwarze Loch vor mir dürfte demnach nicht größer als 20 km sein. So ein winziges Objekt im All, mit einer Masse von 2,8 Sonnen. Mir fehlen die Worte.
Aber das spornt natürlich meinen Forschergeist an. Ich will näher an diesen Exoten heran. Im Normalraum beschleunige ich. Fast 20 Minuten fliege ich mit Vollschub auf das Objekt zu. Dabei bin ich so angespannt, als ob ich mich in einem Kampfeinsatz befinde. Mein Blick wechselt nur noch zwischen Abstand und Temperaturanzeige. Bei circa 30 Kilometern Entfernung beginnt die Temperatur der Schiffssysteme zu steigen. Ich vergrößere den Abstand leicht, bis keine Temperaturerhöhung mehr zu messen ist.

2,8 Sonnenmassen befinden sich 35 km vor mir und man sieht nichts davon.
Ich staune nicht schlecht, als ich immer noch absolut nichts erkennen kann. Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr über "nichts" gewundert. Eine weitere Annäherung, trotz verbauter Kühlkörperwerfer, möchte ich aus Sicherheitsgründen aber nicht riskieren. Deshalb beschließe ich, mich wieder in den Supercruise zu begeben, das schwarze Loch zu umkreisen und meine Reise fortzusetzen. Ich steuere an dem Gravitationsgiganten im Miniaturformat vorbei und fühle mich plötzlich, als ob ich ein paar Onion Heads eingenommen hätte... Plötzlich und unvermittelt huscht das galaktische Band an mir vorbei, verzerrt sich bis zur Unkenntlichkeit. Da war er also doch, der Gravitationslinseneffekt.

Vorbeiflug am schwarzen Loch HD 37397 B.
Ich mache noch ein paar weitere faszinierende Vorbeiflüge und entferne mich dann endgültig. Erst jetzt wird mir bewusst, wie gefährlich diese kleine Erkundung war. Nur etwas näher und es hätte mich, langgezogen wie eine Spaghetti, in sämtliche Atome zerlegt.
Mein Herz pocht und ich muss erstmal Stick und Schubkontrolle von meinem Schweiß befreien. In einem Nachbarsystem finde ich einen Planeten ohne Atmosphäre. Ich beginne den Landeanflug. Heute Nacht brauche ich festen Boden unter den Füßen!

Kurz die Umgebung gesichert, bevor ich mich voller faszinierender Eindrücke in meine Kabine lege.

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