Sonntag, 25. Februar 2018

Die erste Reise IV - Erkundertagebuch, 24. Februar 3304

Liebes Tagebuch... heute muss ich mich etwas kürzer fassen. Ich hatte mir in meiner Naivität Schreibtischarbeit mit in die Weiten des Alls genommen. Ich dachte, ich werde sicher mal ein paar ruhige Minuten dafür finden. Ich finde sie nicht. Aber muss sie mir heute nehmen. Verträge für die angemieteten Hangar meiner Schiffe müssen verlängert, Erstattungsschreiben an die Pilotenvereinigung geschrieben und weitere langweilige Aufgaben abgearbeitet werden.

"Mein" erster erdähnlicher Planet außerhalb der Blase.



So ist der heutige Tag der Arbeit gewidmet. Arbeit aber auch in dem Sinne, dass ich heute nicht nur am Schreibtisch sondern auch im All voran kommen möchte. Während der Hyperraum-Sprünge kann ich nebenbei gut andere Dinge erledigen.
Zunächst werde ich jedoch durch weitere gesperrte System ausgebremst. Es scheint unmöglich in der Nähe des Pferdekopfnebels weiter in Richtung Rand der Galaxie zu kommen. Lauter Systeme, die eine unbekannte Erlaubnis benötigen, versperren mir den Weg. Selbst der Bordcomputer findet keine Umleitung. Gerade heute möchte ich mich darüber nicht ärgern und ich ändere die Route. Zunächst geht es leicht in Richtung Kalifornianebel und sobald es die vorausliegenden Systeme erlauben, ändere ich den Kurs auf den Quallennebel.
Es dauert gar nicht lange und ich entdecke quasi im Vorbeiflug meine erste erdähnliche Welt. Auch wenn mir die Datenbank von Universal Cartographics zeigt, dass bereits ein anderer Kommandant vor mir hier gewesen ist, markiert diese Entdeckung einen kleinen Meilenstein für mich

Ein kleiner Meilenstein.

Ansonsten komme ich gut voran. Ich möchte meinen selbstgesteckten Zeitplan nicht völlig aus den Augen verlieren. Ich erreiche langsam Gefilde, in denen noch kein Kommandant vor mir war. Zunächst sind meistens noch Hauptstern und erster Planet bereits vor mir entdeckt worden. Aber es dauert nicht mehr viele Sprünge bis die Systeme komplett jungfräulich vor mir liegen. Darunter auch der erste Planet, der meinen Namen als Erstentdecker tragen wird. Solange ich es lebendig wieder nach Hause schaffe. OOCHORRS RW-W C4-1 2 ist sein Name.

Ein weiterer, unscheinbarer. Meilenstein. Für mich.
Mein Tag sieht heute ansonsten folgendermaßen aus:

  1. Frameshift-Antrieb laden 
  2. springen 
  3. am Stern mit Vollgas vorbei "surfen" und tanken
  4. das System scannen
  5. auf das nächste Sprungziel ausrichten
  6. Systemkarte öffnen und nach interessanten Himmelkörpern schauen
    1. Springen
    2. Sprung abbrechen und interessanten Himmelkörpern anfliegen und scannen
  7. zurück zu Punkt 1
So schaffe ich es, allein heute, unglaubliche 2560 Lichtjahre zurück zu legen. Die Briefe sind ebenfalls geschrieben und im Postausgang. Ich nehme mir vor, dass das nächstbeste System noch etwas genauer untersucht wird und dann der Feierabend eingeläutet wird.
Im System COL 89 SECTOR KU-L C22-4 werde ich fündig. Zwei unbekannte Wasserwelten gibt es hier. Nach dem Detail-Oberflächenscan stellt sich zudem heraus, dass beide Planeten terraformierbar sind. Auch wenn ich mit dieser Reise keine monetären Absichten verfolge, bin ich doch etwas gespannt wie die Bezahlung für die gesammelten Erkundungsdaten ausfallen wird.

Eine unberührte Wasserwelt.
Im Orbit von COL 89 SECTOR KU-L C22-4 5 möchte ich mich gerade auf die Nachtruhe vorbereiten, als ich eine unbekannte Signalquelle entdeckte. Mich beschleicht ein mulmiges Gefühl. Welche Art von Signal erreicht mich dort? Bedrohliche Gedanken schießen in meinen Kopf. Piraten? Hier draußen? Thargoiden? So ein Zufall?
Der erste Scan des Signals gibt Entwarnung. Es sei keine Bedrohung zu erwarten. Ich verlasse den Supercruise und springe in den Normalraum. Sofort ziehe ich die Schubkontrolle zu mir. Vor mir schweben Dinge im All! Ich will keine Schäden am Rumpf riskieren und warte bis ich zum Stillstand komme. Langsam nähere ich mich den Objekten. Es sind Trümmer!

Trümmer! In dieser Abgeschiedenheit!
Langsam nähere ich mich dem Trümmerfeld. Auch wenn die Teile sehr mitgenommen aussehen (gibt es überhaupt gut erhaltene Trümmerteile?), sind vertraute Strukturen erkennbar. Es müssen die Überreste eines menschlichen Raumschiffes sein. Ich untersuche die Teile genauer und finde einen Container. Es handelt sich um einen kleinen Erkundungsdatenspeicher. So langsam dämmert mir, in welcher Szenerie ich mich hier befinde.

Ein kleiner Erkundungsdatenspeicher im Trümmerfeld.
Das müssen die Überreste eines Erkunders sein. Ich bin schockiert. Nicht darüber, dass jemand vor mir hier war. Sondern darüber, dass er oder sie hier war und jetzt nicht mehr ist. Existenziell nicht mehr ist. Jemand mit den gleichen Absichten wie ich sie habe, ist hier gewesen und hat den Tod gefunden. Obwohl ich diese Person nicht kannte, empfinde ich Trauer.
Mangels Frachtmöglichkeiten kann ich den Container nicht bergen. Es wäre sicher interessant gewesen, was sein Besitzer einmal alles schon entdeckt hat. Auch versuche ich in irgendeiner Form eine Schiffskennung zu identifizieren, in dem ich ganz nahe an die großen Wrackteile manövriere. Aber das Schicksal, das vor mir wie ausgebreitet erscheint, will sich mir nicht erschließen. 

Leider ist keine genaue Identifizierung der Wrackteile möglich.
Ich wühle in meiner persönlichen Kiste und finde tatsächlich ein Exemplar Tauri Chimes. Dieses spirituelle Glockenspiel aus 39 Tauri hänge ich in meine Kanzel und beschließe, die Nacht im Andenken an diese verlorene Seele hier zu verbringen.

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